Zum Inhalt springen

Damit Ola Deutsch lernen kann

Neue Betreuung für Kinder von Sprachkursteilnehmern

Damit Ola Deutsch lernen kann

Neue Betreuung für Kinder von Sprachkursteilnehmern

Während ihre Mütter ihr tägliches Quantum an Vokabeln und Grammatik pauken, lassen es sich Qais, Albara und Lara in der Kolping-Akademie gut gehen. Hier dürfen sie nach Herzenslust krabbeln und spielen, nebenbei schnappen auch sie Deutsch auf. Seit September bietet die Kolping-Akademie als erster und bislang einziger Würzburger Träger von Integrationskursen eine Sprachkursbegleitende Kinderbetreuung an. Zehn Kinder zwischen neun Monaten und drei Jahren nehmen daran teil.

Atar freute sich, als sie hörte, dass sie sicher einen Platz in der Kinderbetreuung haben würde. Die 20-jährige Syrerin lebt seit vier Jahren in Deutschland. Doch Deutsch spricht sie noch kaum. Das liegt daran, dass sie sich um ihren zweijährigen Sohn Qais kümmern musste. „Alle Kindergärten sind voll“, erzählt sie. Das machte es für sie bisher unmöglich, einen Sprachkurs zu besuchen. Am 1. Oktober begann sie nun endlich, die für sie fremde Sprache verstehen zu lernen. Jeden Tag kommt Atar um 8 Uhr in die Kolping-Akademie. Bis 13 Uhr dauert der Kurs. In dieser Zeit wird Qais von Sozialpädagogin Beatrix Ullrich und Pädagogin Nina Spenkuch betreut.

Für Beatrix Ullrich stellt das neue Angebot von Kolping eine reizvolle Aufgabe und zugleich eine Herausforderung dar. „Auch die Kinder verstanden ja kein Deutsch, als sie Anfang September zu uns kamen, außerdem war es fast nicht möglich, sich mit ihren Müttern zu verständigen“, erzählt die pädagogische Fachkraft. Das sehr spezielle Mutter-Kind-Verhältnis forderte ebenfalls heraus: „Ein Kind hat für eine afghanische oder syrische Frau einen hohen Stellenwert, es wird viel mehr umsorgt und gepflegt.“ Sich von ihrem Kind fünf Stunden trennen zu müssen, sei allen Frauen schwergefallen. Und doch sahen sie ein, dass es wichtig für sie ist, Deutsch zu lernen.

Die geflüchteten Mütter konnten nicht zwischen verschiedenen Optionen wählen, was die Betreuung ihrer Kinder anbelangt, da es im Stadtgebiet zu wenige Betreuungsplätze gibt. Atar ist kein Einzelfall. Auch die 19-jährige Ola, die seit drei Jahren in Deutschland lebt, fand keinen Platz für ihren dreijährigen Sohn Nbara. Aus diesem Grund nahm auch Ola bislang nicht an einem Sprachkurs teil. Das neue Angebot von Kolping schließt also eine große Versorgungslücke. Wobei die Zahl von zehn genehmigten Plätzen knapp bemessen ist, sagt Theresa Kirchner, die für die Sprachkurse bei Kolping verantwortlich ist: „Es stehen noch einige Mütter auf unserer Warteliste.“

Inzwischen macht es Atar nicht mehr zu schaffen, dass ihr Sohn den ganzen Vormittag über in fremder Obhut ist. Sie kann ja, wenn sie will, in der Pause sehen, dass sich Qais pudelwohl fühlt. Wichtig war für die Syrerin, dass sich ihr Sohn langsam an die Betreuung gewöhnen durfte. Anfang September war der Junge zunächst nur zwei Stunden täglich bei Kolping. Allmählich steigerte sich die Betreuungszeit. Bis Qais den ganzen Vormittag bei Beatrix Ullrich und Nina Spenkuch blieb, ohne sich allzu stark nach seiner Mama zu sehnen.

Dass die Kinder genug Zeit haben, um sich nach und nach an die außerfamiliäre Betreuung zu gewöhnen, ist der Stadt Würzburg zu verdanken. Denn die Basisförderung der Sprachkursbegleitenden Kinderbetreuung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sieht keine Eingewöhnungszeit vor. Die Stadt bezuschusst das neue Angebot freiwillig, weil es für sie sehr wichtig ist, dass Mütter aus anderen Ländern an einem Integrationskurs teilnehmen.

Für Kolping Mainfranken bleibt „Integration“ weiterhin ein Topthema. Das neue Angebot ist charakteristisch für die Gesellschaft, die 2020 ihr 50-jähriges Jubiläum feiert. In den vergangenen 50 Jahren gelang es immer wieder, auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren und entsprechend neue Maßnahmen zu schaffen.