Engagement für Gerechtigkeit und Frieden
Würzburg (POW) Die Frage nach der Gerechtigkeit hat Weihbischof Ulrich Boom beim Kiliani-Tag der Handwerker und Arbeitnehmer in den Mittelpunkt gestellt. „Entscheidend ist, dass es gerecht zugeht. Denn wo keine Gerechtigkeit herrscht, ist der Arbeitsfriede gefährdet“, sagte er am Dienstagabend, 10. Juli, bei seiner Predigt im Würzburger Kiliansdom. An dem Pontifikalgottesdienst nahmen rund 600 Handwerker, Arbeitnehmer wie Arbeitgeber sowie Mitglieder von Betriebs- und Personalräten, von Mitarbeitervertretungen, Kolpingsfamilien, des Verbands der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) und der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) teil. Rund 40 Fahnenabordnungen der beteiligten Handwerker und Verbände zogen vor dem Gottesdienst vom Vierröhrenbrunnen zum Dom und verliehen der Feier einen besonderen Rahmen.
„Zunehmend spüren wir immer wieder regional bis global, wie verflochten wir sind über nationale Grenzen hinaus“, sagte Weihbischof Boom in seiner Predigt. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble habe die Flüchtlingsfrage als ein Rendezvous mit der globalisierten Welt bezeichnet. Zudem seien Arbeitnehmer und Unternehmer untereinander verbunden. Sie seien füreinander verantwortlich, vom Arbeitsplatz bis hin zur Gestaltung der Arbeitsverhältnisse. Wo nur noch an Wirtschaftlichkeit gedacht werde, bleibe der Mensch leicht auf der Strecke, werde er ein Opfer von Wirtschaftsinteressen, mahnte der Weihbischof. Schnell stellten sich dann Fragen wie: „Wenn mein Arbeitsplatz verloren geht oder mein Betrieb gefährdet ist, in welcher Welt leben wir? Was hat das Leben für einen Sinn und wer gibt mir Halt, wo haltlose Zustände sind?“ Bisweilen stelle sich auch die Frage nach Gott: „Wo ist er, wenn er doch für Gerechtigkeit weltweit und lebensnah steht?“
Das Psalmwort „Gott, mein Gott bist du, dich suche ich“, unter dem die Kiliani-Wallfahrtswoche 2018 steht, führe dazu zu fragen, was Gott in all den Umbrüchen und Veränderungen den Menschen sagen möchte. „Es ist für mich keine Vertröstung, sondern Trost, kein Verweis, dass ich die bestehenden Verhältnisse annehmen muss, sondern Ermutigung zum Engagement für eine Welt, in der Gerechtigkeit und Frieden herrschen“, betonte der Weihbischof. Das gelte für alle Menschen, „global, regional und lokal“, sagte er auch mit Blick auf die weltweiten Flüchtlingsströme. So wie der Prophet Samuel in der Lesung verstünde man oft nicht die Anrufe der Zeit. Erst der Hinweis des Priesters Eli lasse Samuel die Stimme Gottes erkennen. „Auf unsere Arbeitswelt gesehen hieße das, danach zu schauen und zu trachten, dass wir in den Augen Gottes, der Vater aller Menschen ist und ein Herz besonders für die Schwachen und Armen hat, bestehen können. Prägt Gottes Solidarität mit der Welt auch unser solidarisches Handeln?“
Die Jünger im Evangelium stünden für die Suche der Menschen nach Sinn und Orientierung im Leben. Auch sie seien in ihre Arbeit verwickelt gewesen und hätten sich gefragt, welchen Sinn das alles eigentlich habe. Jesus habe sie eingeladen zu sehen, wie er wohnte, lebte, sprach und handelte. Das solidarische Handeln Gottes werde in Wort und Tat erkennbar, fuhr der Weihbischof fort. Gott stehe auf der Seite der Ohnmächtigen und Entrechteten. „Immer, wenn wir Jesus nachgehen, ihm nachfolgen in Wort und Tat, strahlt Gottes Herrschaft auf.“ Diese Herrschaft sei geprägt von Gerechtigkeit und Frieden, sagte Weihbischof Boom und schloss: „Das galt zur Zeit Jesu, das verkündeten die Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan, und dies gilt es heute zu leben, in der kleinen wie der großen Welt und in der Welt der Arbeit.“
Der Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet von „Spirit Kitchen“ aus Sulzbach am Main. Im Anschluss nutzten viele Gläubige die Gelegenheit, mit Weihbischof Boom zu sprechen und auch Erinnerungsfotos zu machen.
Gisela Heimbeck sowie Rosemarie und Erich Simon waren mit der Fahne des KAB-Ortsverbands Mömbris zum Kiliani-Gottesdienst gekommen. „Wir halten für den Verband die Fahne hoch. Wir versuchen, über die Familienarbeit wieder jüngere Mitglieder zu bekommen“, erklärte Gisela Heimbeck. Die KAB mache sich dafür stark, dass Familien- und Sorgearbeit den ihnen zustehenden Stellenwert bekämen. Die Wallfahrt sei zudem ein guter Anlass, um nach Würzburg zu kommen und Mitglieder anderer Ortsverbände zu treffen, fand Rosemarie Simon.
„Die Stimmung war super“, sagte Martin Strobl, Obermeister der Innung für Elektro- und Informationstechnik Würzburg. Der Weihbischof habe in seiner Predigt eine bodenständige und sehr realistische Position eingenommen. „Er hat aus dem realen Leben berichtet und die Situation, die dort herrscht, erkannt.“ Die Innung sei seit rund 30 Jahren bei der Kiliani-Wallfahrtswoche mit dabei, ergänzte Norbert Moedebeck, Ausbilder bei der Innung.
„Die Gemeinschaft“ schätzt Werner Winzenhörlein von der Kolpingsfamilie Schweinfurt an der Kiliani-Wallfahrtswoche. Die Predigt fand er interessant. „Der Weihbischof hat immer einen Bezug zum Alltag und zu den Themen der Zeit“, ergänzte sein Verbandskollege Armin Schlereth.
sti (POW)