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Hier herrscht Vielfalt pur

Der zehnjährige Jonas lernt beim „Sozialen Tag“ Kinder aus aller Welt kennen

Hier herrscht Vielfalt pur

Der zehnjährige Jonas lernt beim „Sozialen Tag“ Kinder aus aller Welt kennen

Als Jonas sich entschied seinen „Sozialen Tag“ in der integrationskursbegleitenden Kinderbetreuung, den „Kolpinis“ der Würzburger Kolping-Akademie, zu verbringen, war ihm nicht bewusst dort Kindern aus so vielen Ländern zu begegnen. Der „Soziale Tag“ wird jährlich bundesweit durchgeführt. In diesem Jahr nahmen über 60.000 Schüler*innen aus über 400 Schulen teil. Einen Tag nicht in die Schule zu gehen und dafür in einem Job zu arbeiten, bei welchem der Lohn dann für Nothilfeprojekte gespendet wird, ist Ziel dieser Maßnahme. Die Kolping-Akademie hat sich dieses Jahr hieran beteiligt und dem 4. Klässler die Möglichkeit gegeben, diesen Tag bei den „Kolpinis“ zu verbringen. Hier werden bis zu 10 Kinder aus verschiedensten Ländern von pädagogischen Fachkräften betreut, während ihre Mütter Deutsch lernen. Jonas lernte so Kinder aus der Ukraine, Russland, Eritrea, Somalia, Syrien und Pakistan kennen. Das jüngste Kind zählte gerade einmal acht Monate. Das älteste drei Jahre.

Was es bedeutet flüchten zu müssen und in einem fremden Land zu leben, damit hatte der Zehnjährige zuvor noch keine konkreten Erfahrungen. „Nein, ich hatte noch nie mit einem Kind aus der Ukraine gespielt“, berichtet Jonas ganz bewegt. Jonas bekommt durchaus mit, was Abend für Abend im Fernsehen berichtet wird. „Ich finde, es ist sehr schlimm, dass Krieg ist“, sagt der Junge. Natürlich weiß er, dass es auf dieser Welt eigentlich immer irgendwo Krieg gibt: „Doch jetzt hört man, dass der Krieg auch zu einem selbst kommen kann. Da werden Menschen getötet. Das ist sehr schlimm.“

Seit 2019 gibt es die „Kolpinis“, in der Kolping-Akademie. Die tägliche Arbeit in der multilingualen Gruppe stellt fachlich hohe Ansprüche, erläutern Sozialpädagogin Beatrix Ullrich und Pädagogin Nina Spenkuch, die seit Beginn dort tätig sind. „Wir müssen zum Beispiel konsequent für jeden Gegenstand ein und dasselbe Wort sagen“, erläutert Beatrix Ullrich. Auch eine immer ähnliche Gestik und Mimik ist für die Verständigung mit den Kindern von enormer Bedeutung. Das durchzuhalten, erfordert Disziplin sowie ein gutes Konzept. Für die Kinder, die teils mit ihren Eltern vor Krieg und Gewalt aus dem Heimatland geflohenen sind, geht es neben der Förderung und Entwicklung, vor allem um Bindung und Vertrauen um Sicherheit und Ordnung. „Hierfür sind regelmäßig wiederkehrende Rituale von großer Bedeutung, die den Tagesablauf strukturieren“, so Beatrix Ullrich. Jonas wurde während seines „Sozialen Tages“ aktiv mit eingebunden und half bei der Betreuung der aus aller Welt kommenden Kinder mit. Er ist sehr froh, dass sich seine Klasse an dem bundesweiten „Sozialen Tag“ beteiligt hat. „Als wir auf dem Spielplatz waren, sollte ich am Ende 2 Kinder holen, damit wir zurück in die Kinderbetreuung laufen können. Ich habe sie gerufen – aber sie kamen nicht. Sie haben mich einfach nicht verstanden.“ Noch immer irritiert erzählt der Zehnjährige dieses Erlebnis. Was Jonas nach seiner Schulzeit machen möchte, weiß er noch nicht. „Vielleicht arbeite ich ja später auch im sozialen Bereich“, überlegte er am Ende des Tages. Sicher ist er jedoch, dass er nie vergessen wird, wie es ist, wenn Worte gegenseitig nicht verstanden werden. Dann müssen auf andere Art und Weise Brücken gebaut werden, mit Mimik, Gestik und gegenseitigem Verständnis.