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Imponierende Künstler

Kolping-Akademie feiert „30 Jahre Sprachkurse“ mit einer besonderen Ausstellung

Imponierende Künstler

Kolping-Akademie feiert „30 Jahre Sprachkurse“ mit einer besonderen Ausstellung

Die Herbst-Tristesse kann aufs Gemüt schlagen. Es ist Neblig. Nieselig. Alles riecht nach Moder. Der Herbst hat aufgrund seiner Buntheit aber auch wunderschöne Seiten. Die fängt Svetlana Hein in ihren zarten, großformatigen Gemälden ein. Die Werke der aus Wolgograd stammenden Malerin sind noch bis zum 30. Oktober in einer Gemeinschaftsausstellung osteuropäischer Künstler in der Galerie im Treppenhaus des Kolping-Centers Mainfranken zu sehen. „Sprache der Bilder“ heißt die Schau.

Die Vernissage der Ausstellung am Freitag war zugleich die Festveranstaltung zum Jubiläum „30 Jahre Sprachkurse bei Kolping“. Dass dieser Geburtstag ausgerechnet mit einer Bilderschau gefeiert wird, hat einen leicht nachvollziehbaren Grund, erklärte Sigrid Mahsberg in ihrer Eröffnungsrede. Bilder spielten und spielen bei den Sprachintegrationskursen von Kolping eine große Rolle. „Es geht bei uns ja nicht nur um Wortschatz und Grammatik“, erklärte die Germanistin, die das Sprachkursangebot bei Kolping 1989 aufgebaut hatte. Nicht zuletzt über Künste erhalten die Teilnehmer Zugang zu der ihnen bis dahin meist fremden deutschen Sprache und Kultur.

Svetlana Hein weiß, was es heißt, sprachlich, kulturell und beruflich neu beginnen zu müssen. Die 45-Jährige, die in ihrer Heimatstadt Wolgograd Architektur studierte, war in Russland etabliert. Als Innenarchitektin und Designerin hatte sie sich einen guten Ruf erworben. 2006 entschloss sie sich dennoch, alle Brücken abzubrechen: „Wegen meines Mannes, der hier lebt, zog ich nach Würzburg um.“ Sich eine neue Existenz als Künstlerin aufzubauen, war schwer. Nach und nach gelang es. Seit 2014 hat Svetlana Hein ein eigenes, „Lichtschein“ genanntes Atelier in Heidingsfeld. Dort bringt sie Kindern das Malen bei, vermittelt sie Freude an Farben und Formen.

Maria Suppes, als Tochter russlanddeutscher Eltern in Sibirien geboren, entschied sich zum Umzug nach Deutschland, weil sie dieses Land schon immer als ihre zweite Heimat empfunden hatte. Suppes stammt aus der alten Universitätsstadt Tomsk. In Jaroslawl studierte sie Malerei. „Danach habe ich 20 Jahre lang unterrichtet, unter anderem in einer Kindermalschule“, so die Spezialistin für Farbkunde. Parallel zum Unterrichten war sie immer kreativ tätig und nahm mit ihren Aquarellen an internationalen Ausstellungen teil. 2001 beschloss sie, in ihre „historische Heimat“ zu übersiedeln. Zunächst lebte sie in Thüringen, später zog die Aquarellkünstlerin zu ihren Verwandten nach Würzburg.

Was die aktuell bei Kolping ausstellenden Künstler geleistet haben, ist imponierend. Alle schafften es, sich nach einem gewaltigen Bruch eine neue Existenz aufzubauen. Das gilt auch für Alexander Kopp, ehemals Teilnehmer an den Kolping-Sprachkursen. Der aus dem kasachischen Chana-Berlik stammende Architekturprofessor, Dekan und Lehrstuhlleiter an der Hochschule für Landwirtschaft in Zelinograd kam im Dezember 1997 nach Würzburg. Lange fand er hier keinen adäquaten Job. 2003 fasste er den Entschluss, ein eigenes Atelier mit Kunstschule zu eröffnen. „Kopp-Art“ heißt es und ist bis heute ein Kristallisationspunkt für die hiesige Künstlerszene aus Osteuropa.

Noch einmal neu starten, das geht nicht ohne Disziplin, sagt Nikolai Lagoida, der aus der Sowjetunion stammt und in der damals Frunse genannten, kirgisischen Hauptstadt Bischkek Kunst studierte. „Man muss sich Ziele setzen und darf niemals aufgeben“, so der Künstler, der in seiner alten Heimat in einem Kreativproduktionskombinat tätig war. Seit 1995 lebt Lagoida in Ochsenfurt bei Würzburg. Vier Jahre dauerte es, bis er an seine einstigen künstlerischen Erfolge in der Sowjetunion anknüpfen konnte. Im Oktober kann Nikolai Lagoida für sich ein besonderes Jubiläum feiern: „Dann bin ich 20 Jahre als freischaffender Künstler in Deutschland tätig.“

Dmitri Evtuschenko, der just in Moskau weilt, zog 2003 mit seinen Eltern nach Würzburg. In der Kolping-Akademie erlernte er die deutsche Sprache. Derzeit pendelt der Künstler zwischen Würzburg und Moskau hin und her: Ein halbes Jahr lebt und malt er in Russland, ein knappes halbes Jahr in der Residenzstadt am Main. Im Winter hält sich der ehemalige Dozent für Design, Zeichnung, akademische und dekorative Malerei an der Moskauer Kunstakademie gern in Venedig auf. Davon erzählen auch einige der Bilder, die Dmitri Evtuschenko im fünften Stock der Galerie im Treppenhaus des Kolping-Centers Mainfranken noch bis Monatsende präsentiert.

Zu sehen ist die Ausstellung „Sprache der Bilder“ in der Galerie im Treppenhaus des Kolping-Centers Mainfranken, Kolpingplatz 1, bis einschließlich 30.10.2019. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr, Samstag von 8:30 bis 15 Uhr.