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Mut zu notwendigen…

Lebhafte Diskussionen beim Zukunftsforum im Kolping-Center Mainfranken in Würzburg. Güntersleben ist ein besonderer Ort. Mehr als jeder…

Mut zu notwendigen Veränderungen

Lebhafte Diskussionen beim Zukunftsforum im Kolping-Center Mainfranken in Würzburg. Güntersleben ist ein besonderer Ort. Mehr als jeder fünfte Einwohner gehört hier Kolping an. „Allein in der Jugend haben wir 172 Mitglieder“, meint Dieter Geißler, Vorsitzender der Kolpingsfamilie. Aktuell läuft für Kolping in der 4.400-Einwohner-Gemeinde alles gut. Dennoch nahmen mehrere Mitglieder am Samstag in Würzburg am Regionalforum des bundesweiten Zukunftsprozesses „Kolping Upgrade“ teil. Denn die gesamtgesellschaftliche Entwicklung gibt auch in Güntersleben Anlass zur Sorge. Insgesamt 85 Kolping-Mitglieder, die überwiegend aus Unter- und Oberfranken stammten, diskutierten im Kolping-Center Mainfranken darüber, wie sich Kolping ändern, muss, um auch in Zukunft ein starker Verband zu bleiben. Dabei wurden ganz konkrete Erfahrungen vor Ort ausgetauscht. Die sind alleine innerhalb der Diözese Würzburg komplett unterschiedlich.

Gesellschaftlicher und demographischer Wandel als Herausforderung

„Wir waren zu unserer Hochphase 60 Mitglieder und sind jetzt nur noch 40“, berichtet Reinhard Stühler aus Königshofen im Kreis Aschaffenburg, der seit 1970 Kolping angehört. Es kämen kaum noch junge Familien nach. Über steigende Mitgliederzahlen hingegen kann sich Gernot Winter aus Großheubach bei Miltenberg freuen. „Wir sind in den letzten zwölf Jahren um die Hälfte gewachsen“, so der Vorsitzende der Kolpingsfamilie. Es fällt auf, dass es überall dort, wo Kolping vor Ort stark ist, eine sehr gute Kinder- und Jugendarbeit gibt. Durch spannende Angebote, angefangen von Zeltlagern bis hin zu attraktiven Gruppenstunden, werden junge Menschen für Kolping begeistert, hat Manuel Hörmeyer, stellvertretender Bundesvorsitzender des Kolpingwerks Deutschland, selbst erlebt. Der 26-Jährige stammt aus dem Cloppenburger Ortsteil Emstekerfeld. Mit 14 Jahren kam er zu Kolping, weil dort viel „Action“ war. Allmählich wuchs er in den Verband hinein.

„Wir müssen als Kolping-Mitglieder viel sichtbarer werden“, meinte Heike Roßkamp von der Kolpingsfamilie Alzenau. Die 48-Jährige kam im Jahr 2004 durch die von Kolping organisierte Krabbelgruppe zu dem Verband. Aufgrund dieser Erfahrung versucht sie heute, Menschen an öffentlichen Treffpunkten, etwa im Park oder auf dem Kirchvorplatz, auf Kolping-Angebote anzusprechen. Ist sie mit anderen Kolping-Mitgliedern unterwegs, hat sie immer ihren orangen Kolping-Schal umgebunden: „Ich finde, das müsste wir alle noch viel öfter tun, damit man uns erkennt.“ In der Pause wurden die vorläufigen Diskussionsergebnisse präsentiert. Wenig verwunderlich: Überall in Deutschland stoßen Kolping-Mitglieder auf ähnliche Herausforderungen. Der Nachwuchs bricht weg, die Gruppen vor Ort überaltern. Gesellschaftliche Veränderungen und demographischer Wandel sind auch im Verband sichtbar.

Mut zur Veränderung

Die Meinungen darüber, was geschehen müsste und was geschehen könnte, damit es Kolping auch in Zukunft noch gibt, gehen weit auseinander, zeigten die Diskussionen während des Regionalforums. Zu einem der strittigen Punkte gehörte die Frage, wer in Zukunft bei Kolping Mitglied werden darf und wem es erlaubt sein soll, Vorstands- und Leitungsfunktionen zu übernehmen. Klar ist: Kolping soll Kolping bleiben. Der Verband wird seine christlichen Werte und seine soziale Ausrichtung auf keinen Fall aufgeben. Doch soll sich z.B. auch ein Nichtchrist, gar ein Muslim, der diese Werte mitzutragen bereit ist, im Verband engagieren dürfen? Auch über zukünftige Formen von Mitgliedschaften und Betätigungsfeldern als Sozialverband wurde lebhaft diskutiert. Auf Stellwänden konnte sich jeder schriftlich zu verschiedensten Zukunftsthesen äußern.

Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aller Regionalforen vor allem in einem Punkt: Auch wenn es Mut zu notwendigen Veränderungen braucht, wird das Kolpingwerk weiterhin Gesellschaft und Kirche aktiv mitgestalten. Der Zukunftsprozess wird gelingen, denn: „Kolping lebt!“

Der aktuelle Zukunftsprozess „Upgrade“ geht auf einen Antrag aus dem Bundesausschuss an den Bundesvorstand des Kolpingwerks im Jahr 2013 zurück. Den Auftakt von „Upgrade“ bildete eine Mitgliederbefragung im Sommer 2017. Für das kommende Jahr ist ein bundesweites Zukunftsforum in Fulda geplant. Dabei sollen alle bis dahin gesammelten Ideen zusammengeführt werden. Im Jahr 2020 will die Bundesversammlung über die Neuausrichtung von Kolping beschließen.