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Noch nie gab es so viele…

25 Jahre Kolping-Akademie: 500 Männer und Frauen lernen im Augenblick Deutsch

Noch nie gab es so viele Deutschkurse

25 Jahre Kolping-Akademie: 500 Männer und Frauen lernen im Augenblick Deutsch

Stellt man ein Präfix vor ein Wort, kann sich dessen Bedeutung komplett ändern. „Be-“, „er-“ oder „ver-“ sind solche Vorsilben, die völlig neue Welten schaffen. „Be-achten“ hat zum Beispiel eine ganz andere Bedeutung als „er-achten“ oder „ver-achten“. „Deutsch ist eine schwere Sprache“, sagt Theresa Kirchner, die in der Kolping-Akademie für die Integrationskurse zuständig ist. 500 Männer und Frauen tauchen bei Kolping gerade in diese schwere Sprache ein: „So viele wie noch nie zuvor.“ Damit ist die Kolping-Akademie mit Ihrem Angebot der größte Träger im Raum Würzburg.

Wie leicht oder schwer es fällt, sich eine fremde Sprache anzueignen, ist letztlich individuell verschieden und hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. „Wir berücksichtigen die Muttersprache und den Bildungshintergrund, den jemand mitbringt. Ist jemand lateinisch alphabetisiert oder nicht? Wurde im Herkunftsland eine Schule und auch Hochschule besucht oder gab es kaum Bildungsmöglichkeiten?“, betont Theresa Kirchner.

Deshalb bietet die vor 25 Jahren gegründete Kolping-Akademie unterschiedliche Kurse an, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert werden. Aktuell sind es 17 Integrationskurse, 9 Integrationskurse mit Alphabetisierung sowie 4 Berufssprachkurse.

Die Kurse setzen gezielt im Alltag an, so sieht es das bundesweit einheitliche Konzept vom BAMF vor. Im Sprachkurs werden Themen behandelt wie Arbeit und Beruf, Einkaufen, Gesundheit, Wohnen etc. Gerade die Alltagsorientierung und der Praxisbezug sind enorm wichtig, denn dadurch wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Einstieg ins Deutschlernern erleichtert.

Die Integrationsarbeit wird bei Kolping bereits seit der Gründung der Akademie vor 25 Jahren großgeschrieben und so stehen die Mitarbeiter*innen auch bei Alltagsfragen mit Rat und Tat zur Seite und begleiten die Menschen in den häufig schwierigen Lebenssituationen. „Welches Busticket muss ich kaufen? Wohin kann ich mich wenden, wenn ich eine Wohnung suche? Wie finde ich einen Kindergartenplatz für mein Kind?“ sind Fragen, auf die Antworten gesucht werden. „Wir sind immer versucht, auf die Bedarfe unserer Teilnehmer*innen zu reagieren. So ist beispielsweise im Jahr 2019 unsere hauseigene Kinderbetreuung „Kolpinis“ entstanden. Hier stehen während des Deutschunterrichts 10 Kinderbetreuungsplätze für Eltern zur Verfügung, welche keinen Kita-Platz für ihr Kind haben. Es entstanden in den letzten 25 Jahren dadurch aber auch immer wieder Integrationsprojekte wie unter anderem die Kursreihe „Leben in Bayern“, welche unseren Teilnehmern*innen die Möglichkeit bietet, die Themen „Erziehung und Bildung“, „Gesundheit“ und „Miteinander leben“ zu vertiefen“, erläutert Theresa Kirchner.

Das Engagement der Mitarbeiter*innen der Akademie im Rahmen der Integrationsarbeit wird durch die positiven Rückmeldungen von Teilnehmenden belohnt. „Es tut so gut, wenn man sieht und auch hört, wie dankbar die Teilnehmer*innen für die Möglichkeit des Deutschlernens, oder auch einfach für die gute Unterstützung und Begleitung sind“, berichtet Theresa Kirchner mit einem Lächeln im Gesicht. Und dies ist sehr wichtig, denn kann man in dem Land, in dem man lebt, die Sprache nicht sprechen, kommt sehr schnell ein Unterlegenheitsgefühl auf. Deshalb drängt es so viele Geflüchtete, Deutsch zu lernen. „Wir werden im Moment von bis zu 20 Personen täglich kontaktiert, die in einen Kurs wollen“, berichtet Theresa Kirchner.

Um der hohen Nachfrage nach Integrationskursen gerecht zu werden, hat die Kolping-Akademie zusätzlich Räume in der Juliuspromenade bezogen, welche am 19.06.2023 nun offiziell eingeweiht werden. Doch nicht allein in der Bereitstellung ausreichender Kursräume liegt die aktuelle Herausforderung, sondern auch in der Suche nach ausreichend, vom BAMF zugelassenen, Dozent*innen. Der Kolping-Akademie gelang es bisher, ausreichend Fachkräfte zu finden. „Wir haben 35 Dozentinnen und Dozenten“, erzählt Theresa Kirchner. Einige dieser Dozenten haben eine andere als die deutsche Muttersprache. Und das sei überaus positiv: „Sie können Schwierigkeiten beim Spracherwerb noch mal ganz anders nachvollziehen.“ Gleichzeitig seien diese Dozenten ermutigende Vorbilder für Teilnehmende, die sich neu in die schwere deutsche Sprache hineinfinden müssen.

„Wir blicken stolz zurück auf die über 20 Jahre Erfahrung im Bereich sprachlicher Bildung und werden uns auch in Zukunft weiterhin mit hohem Engagement dafür einsetzen, Geflüchtete in ihrem Spracherwerb und der Integration in Würzburg zu unterstützen,“ so die Pädagogin.