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Online zu neuer Expertise

50 Jahre Kolping-Mainfranken: Kolping hilft aus der Arbeitslosigkeit

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50 Jahre Kolping-Mainfranken: Kolping hilft aus der Arbeitslosigkeit

Muss ein Betrieb schließen oder wird eine Abteilung umstrukturiert, kann es sein, dass auch gut ausgebildete Fachkräfte plötzlich auf der Straße stehen. So ging es Hans T. Der 35-jährige Kaufmann verlor durch eine Umstrukturierung seinen Job. Dass er heute wieder eine Stelle hat, die ihm Spaß macht, hat er dem Kolping-Bildungswerk zu verdanken. Das begann vor einem Jahr in Kooperation mit dem IBB Institut für Berufliche Bildung AG, virtuelle berufliche Weiterbildungen für Arbeitslose aus der Region Würzburg anzubieten.

Hans T. hatte eine reizvolle Aufgabe im Blick, als er im Dezember 2018 zu Rita Schweinfest  zum Kolping-Bildungswerk kam. Allerdings fehlten ihm für den in Aussicht gestellten Job die notwendigen Kenntnisse in Wirtschaftsenglisch. „Kein Problem!“, meinte die Leiterin des Bereichs „Geförderte Weiterbildung für Erwachsene“ und verwies Hans T. auf die Sprachmodule der vom IBB entwickelten Virtuellen Online Akademie VIONA®. Hans T. unterzog sich einem Eignungstest und konnte eine Woche später im Kolping-Center Mainfranken in einen Wirtschaftsenglischkurs einsteigen.

Der Transfer von Know-how erfolgt im Lernprogramm VIONA® ausschließlich über das Internet. Allerdings wird nicht, wie sonst oft beim eLearning, zeitunabhängig gelernt, so Schweinfest: „Die Teilnehmer sind, inklusive Pausen, von 8 bis 15.50 Uhr bei uns.“ Die Anwesenheitspflicht rührt von den Kostenträgern her: Arbeitsagentur und Jobcenter finanzieren die Kurse über Bildungsgutscheine. Sie möchten sicher sein, dass die Teilnehmer die finanzierten Weiterbildungsstunden in der virtuellen Akademie auch tatsächlich ableisten.

Viele Dutzend Qualifizierungen hat das Kolping-Bildungswerk im Angebot. Bildungswillige aus ganz Mainfranken können sich mit Teilnehmern aus den unterschiedlichsten Orten Deutschlands zum Beispiel zum Tourismusfachwirt oder 3D-Designer weiterbilden. Auch werden Kenntnisse in CAD, energieeffizientem Bauen, Java, kaufmännischem Rechnen oder Lagerlogistik über die Virtuelle Akademie vermittelt. Einige Kurse dauern gerade einmal eine Woche, für andere sind mehrere Monate veranschlagt. Etwa zur Hälfte wird jeweils in Echtzeit unterrichtet. „In der anderen Hälfte üben die Teilnehmer selbstständig mit zur Verfügung gestellten Lernmaterialien oder sie arbeiten an Projekten“, erläutert Schweinfest.

Dass er sofort mit dem Kurs beginnen konnte, war für Hans T. von unschätzbarem Wert. „Analoge Kurse können heutzutage gar nicht so schnell organisiert werden“, erläutert Schweinfest. Ohne die virtuelle Akademie hätte Hans T. viele Wochen warten müssen, bevor er eine Chance erhalten hätte, seine Englischkenntnisse aufzubessern. Doch der Würzburger wollte keinen Tag länger als nötig ohne Arbeit sein. Obwohl ihn die Vorstellung, acht Wochen lang ausschließlich am Computer zu lernen, zunächst abgeschreckt hatte, ließ er sich auf das Lernen im virtuellen Klassenraum ein.

In den ersten Tagen fiel es ihm noch schwer, ausschließlich am Bildschirm zu pauken. Doch bald hatte er sich daran gewöhnt. Vor allem stellte Hans T. fest, dass das Lernen in der Virtuellen Akademie wesentlich effektiver ist als das Lernen in analogen Klassenräumen. „Das sagen viele Teilnehmer“, meint Schweinfest. 26 Männer und Frauen aus Würzburg haben sich bisher auf VIONA® eingelassen. Ein Teilnehmer musste den Kurs aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. 20 bestanden erfolgreich. Fünf sind derzeit noch dabei, ein Seminar ihrer Wahl zu absolvieren.

Bildungsträger müssen im digitalen Zeitalter verstärkte Anstrengungen machen, um Menschen, die neues berufliches Know-how zum Wiedereinstieg oder Aufstieg benötigen, die erforderlichen Kompetenzen rasch zu vermitteln, so Schweinfest. „Virtuelles Lernen“ ist ein guter Weg, um auf die neuen Herausforderungen zu reagieren. Was allerdings nicht heißt, dass die Teilnehmer keinen menschlichen Live-Kontakt mehr hätten. Es sitzen ja immer mehrere Lernende aus verschiedenen Online-Kursen in einem Raum vor den Computern: „Wenn sie möchten, können sie die Pausen gemeinsam verbringen.“

Auch Schweinfest und ihre Kollegen sind jederzeit vor Ort im Kolping-Center Mainfranken ansprechbar: „Und zwar bei allen Problemen, die auftreten können.“ Das mögen persönliche Schwierigkeiten sein: „Wir helfen, Lösungen zu finden.“ Das Team der „Geförderten Weiterbildung“ schaut sich aber auch Bewerbungsschreiben der Teilnehmer an, macht Verbesserungsvorschläge oder gibt Tipps, wo sich die Teilnehmer noch bewerben könnten.

Dass Kolping in Mainfranken in puncto Bildung immer wieder neue Wege geht, um den sich wandelnden gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden, schätzt Rita Schweinfest an ihrem Arbeitgeber. Die Germanistin stieg 1989 und damit 20 Jahre nach der Gründung bei Kolping-Mainfranken ein. Seither hat sie ganz unterschiedliche Aufgabenfelder beackert. Mal kümmerte sie sich um benachteiligte Jugendliche, mal um Männer und Frauen, die gerade keinen Job hatten. Als die Idee aufkam, die Virtuelle Online Akademie VIONA® im Kolping-Center Mainfranken zu implementieren, war sie ohne zu zögern dabei.