Zum Inhalt springen

Wie es gelingt, ein „Wir“ zu…

50 Jahre Kolping-Bildungswerk: Im Kolping-Center treffen 59 Nationalitäten aufeinander

Wie es gelingt, ein „Wir“ zu werden

50 Jahre Kolping-Bildungswerk: Im Kolping-Center treffen 59 Nationalitäten aufeinander

In Würzburg hat inzwischen fast jeder Dritte einen Migrationshintergrund. Das löst zum Teil Bedenken aus. Können so viele Menschen mit so unterschiedlicher kultureller und religiöser Herkunft gut zusammenleben? Aber ja, das geht!, zeigt Kolping-Mainfranken. Im Würzburger Kolping-Center gehen täglich bis zu 300 Menschen aus aktuell 59 Nationen ein und aus. Sie kommen hierher, um an einem Sprach- und Integrationskurs teilzunehmen. Das gemeinsame Ziel, sich zu integrieren, schweißt sie zu einem „Wir“ zusammen.

Es braucht eine Menge Courage, um ganz allein in die Fremde aufzubrechen. Alles Vertraute bleibt zurück. Das Zuhause. Die Familie. Die Freunde. Weshalb ein Mensch flieht, spielt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kolping-Mainfranken keine Rolle, betont Geschäftsführer Stefan Bothe: „Jeder Mensch, der sich zur Flucht entschließt, gibt eine ganze Menge auf.“ Das tut niemand einfach so. Das Kolping-Team anerkennt den Mut der Geflüchteten. Und ebenso ihren Hilfebedarf. „Bei unseren Kursen geht es nie allein um die Sprache“, betont Bothe. Sondern darum, den Menschen, die von weit her nach Deutschland kamen, dabei zu helfen, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren.

Gerade dieser Tage, wo sich eine erschreckende Tendenz zur Entsolidarisierung beobachten lässt, ist das, was Kolping-Mainfranken leistet, wichtiger denn je. „Wir begegnen jedem Menschen auf Augenhöhe, das ist sicher der Grund, warum das Zusammenleben so unterschiedlicher Menschen bei uns gut gelingt“, sagt Bothe. Menschen solidarisch und auf Augenhöhe zu begegnen, das tat schon Adolph Kolping, dessen Gedanken sich Kolping-Mainfranken ungebrochen verbunden fühlt. Momentan wird dem Begründer des Kolping-Werks besonders intensiv gedacht, denn Kolpings Geburtstag jährt sich: Am 8. Dezember 1813 kam der Priester zur Welt. Aus diesem Grund findet alljährlich ein Fest für die fast 540 Mitarbeiter von Kolping-Mainfranken statt.

Adolph Kolping beschäftigte einst das Problem, dass wandernde Gesellen aufgrund der Industrialisierung oft ins Elend gerieten. Viele von ihnen litten unter schrecklicher Ausbeutung. „Adolph Kolping wollte ihnen eine Heimat geben und sie bilden“, sagt Bothe. Beides ist Kolping-Mainfranken bis heute ein Anliegen. Gegenüber des Kolping-Centers befindet sich ein Jugendwohnheim. Hier leben Auszubildende aus ganz Bayern, die in Würzburg blockweise beschult werden. Im Kolping-Center selbst gibt es eine Fülle von Bildungsangeboten. Dabei geht es, so Stefan Bothe, keineswegs nur darum, pures Wissen und Know-how zu vermitteln.

Der gesamte Mensch steht bei Kolping im Fokus, sagt Bothe: „Unser Bildungsbegriff ist also ganzheitlich.“ Darum ist das Spektrum an Bildungsangeboten auch so breit. Zum einen werden berufliche Qualifizierungen angeboten - etwa zum Fachwirt Erziehungswesen oder zum Praktischen Betriebswirt. „Uns ist daneben aber auch die spirituelle Bildung sehr wichtig“, sagt Bothe. Die Kolping-Akademie, die in das Kolping-Center integriert ist, bietet zum Beispiel Wanderexerzitien für Frauen oder adventliche Oasentage an. Am 3. Dezember startet die Veranstaltungsreihe „Advent über den Dächern“. Sie beginnt um 16.30 Uhr in der Kapelle im 5. Stock des Kolping-Centers.

Eine halbe Stunde lang sollen die Besucher vergessen, was sie an Weihnachten wem schenken „müssen“, was sie noch zu besorgen und zu erledigen haben. Kolping-Diözesanpräses Jens Johanni und Bildungsreferent Peter Langer laden insgesamt dreimal, nämlich am 3., 10. und 17. Dezember, ein, den Tag in der stillen Oase der Adolph-Kolping-Kapelle ausklingen zu lassen. Auf dem Programm stehen meditative Musik und adventlicher Gesang. Texte mit Tiefgang regen zum Nachdenken an. Die Kapelle ist, was viele Menschen nicht wissen, stets zugänglich, wenn das Kolping-Center geöffnet ist, so Stefan Bothe: „Wir verstehen uns ja als ein offenes Haus.“